Die Münster-Coerde Drehung; Christian Hasucha

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Fotodokumentation

Ort

Münster Coerde, Hamannplatz

Künstlerin, Künstler

Christian Hasucha

Technische Angaben

Werktechnik, Material

temporäre öffentliche Intervention

Maße

100m2

Kurzbeschreibung

100 qm Plattenbelag wurden aus dem Hamann-Platz in Münster-Coerde geschnitten. Zusammen mit der darauf befindlichen Kugelleuchte, der Sitzbank und der Streusandkiste wurden die Bestandteile der Fläche auf der gegenüberliegenden Position der quadratischen Baustelle wieder eingebaut. Der Platz wurde somit um 180° gedreht. Ein Jahr später sind alle Elemente wieder an die alten Stellen zurück versetzt worden, die Kugelleuchte wurde mit der vorherigen Neigung wieder eingebaut. Der Anfangs-Schnitt durch die Pflasterung bleibt als Narbe.

Zeitangabe

Realisierungszeit von November 2004 bis November 2005

Inhaltliche Beschreibung

„...Vor allem für die gewohnheitsmäßigen Nutzer der Bank wird sich die vorgefundene Szenerie wandeln und dennoch vertraut bleiben. Obgleich die Binnenstruktur unverändert ist, erscheint der Ausschnitt als Fremdkörper in einem modellhaft gestörten Kontext. Nicht nur rückt der bisherige Rastplatz ins eigene Blickfeld, auch werden die vormaligen Beobachter am Rande des Platzes selbst zu Beobachteten, insofern sie exponierter als zuvor sitzen, Sie agieren als Darsteller auf einem exemplarisch wirkenden Spielfeld, wogegen die Fläche selbst eine öffentlich-städtische, kulturell vereinnahmte Bühne formiert.

Gegen die ‚kulturelle Okkupation’ des Lebensraums hat sich bereits im Vorfeld erster Protest vor Ort artikuliert - ein Reflex der Revierverteidigung, der trotz der simplifiziert und pauschalisiert vorgetragenen Argumente durchaus ernst zu nehmen ist, zumal sich in ihm ein Anspruch auf kulturellen Respekt manifestiert. Nicht zuletzt kennzeichnet der Eingriff in den Außenraum immer auch die symbolische Besetzung eines Ortes. So steht die Autonomie der künstlerischen Arbeit in brisantem Kontrast zu einer strikt funktional gestalteten Umgebung. Weder fügt sie sich in den Kontext der Funktionalität ein, noch will sie ihn erkennbar transzendieren. Vielmehr bewirkt die modellhafte Übertragung des in virtueller Form gängigen ‚cut and paste‘ eine sonderbare Labilisierung des Areals. Aber genau diese streitbaren Momente denkt das Projekt mit, weshalb seine polarisierenden Potentiale vor allem auf die Autonomie des Betrachters und die Reflexion seiner Souveränität zielen: So ermöglicht die „Münster-Coerde Drehung“ eine Rückbesinnung auf die identitätsbildenden, politisch wirksamen Aspekte des öffentlichen Raums, die im Stadtbild wirkungsvoll zentralisiert/kanalisiert wurden und den optischen Endverbraucher um das Erlebnis seiner Souveränität bringen. Ungeachtet ihrer avancierten Form, fokussiert die Installation in Coerde die alte und bedrohte Tradition des öffentlichen Lebens und resultiert somit aus der Gewissheit, dass nur ein permanentes lnfragestellen des öffentlichen Raums diesen als solchen erst wieder zu konstituieren vermag.“

aus: Marcus Lütkemyer: „heute hier, morgen dort...“, Textheft zum Katalog, Seite 27/28, Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, 2005

Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

Die Intervention wurde realisiert im Rahmen von „heute hier, morgen dort ...“, einem Projekt der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Aktuelle Kunst Münster. Kurator: Marcus Lütkemeyer.

Kooperationen