17. Juni 1953; Wolfgang Rüppel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Ort ==
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Berlin-Mitte, Bundesministeriums der Finanzen, Leipziger Straße 7, 10117 Berlin


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== Künstlerin, Künstler ==
== Künstlerin, Künstler ==


[[Wolfgang Rüppel]]
[[Wolfgang Rüppel]]
== Technische Angaben ==
== Technische Angaben ==
'''Werktechnik, Material'''
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'''Kurzbeschreibung'''
'''Kurzbeschreibung'''


Eine historische schwarz-weiss Fotografie diente als Vorlage für die grob gerastete und übereinanderliegende Glasplatten, die sich überlagern und damit eine changierende Bodenintarsie bilden.
Ein historisches Zeitungsbild der Demonstrationen von 1953 dient als Vorlage für den grob gerasterten Siebdruck auf bodenbündig eingelassene Glasplatten. Eine angeschrägte Steinbrüstung rahmt das Bild und nimmt formalen Bezug auf die Säulenvorhalle und ein dort befindliches Glasmosaik.
 
Das weiterbearbeitete Zeitungsbild wurde auf die grünlichen Glasplatten gedruckt und bodenbündig in den Platz eingelassen. Die angeschrägte Steinbrüstung rahmt das Bild und nimmt somit formalen Bezug auf die Säulenhalle.


== Zeitangabe ==
== Zeitangabe ==
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== Inhaltliche Beschreibung ==
== Inhaltliche Beschreibung ==


Der Vorplatz des damaligen Hauses der Ministerien der DDR war zentraler Schauplatz der Massendemonstration im Juni 1953.  
Der Vorplatz des damaligen Hauses der Ministerien der DDR, zuvor Reichsluftfahrtministerium, heute Sitz des Bundesministeriums der Finanzen, war einer der zentralen Orte der landesweiten Proteste und Demonstrationen im Juni 1953. Hier wurde der Aufstand am 17. Juni vom sowjetischen Militär mit Hilfe der Volkspolizei niedergeschlagen. Dabei kamen wahrscheinlich über 100 Menschen ums Leben und über 1000 wurden zu teils hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Er war die erste Massenerhebung im Machtbereich der Sowjetunion überhaupt und eines der Schlüsselereignisse, die den Gang der deutsch-deutschen Geschichte bis zu Einheit im Sommer 1999 maßgeblich mitbestimmt haben. An diesen Tag soll das Denkmal erinnern.  
Sie war eine der wenigen politischen demokratischen Aufstände in der gesamtdeutschen Geschichte. Ihr fiel ebenso eine wichtige Rolle in der deutsch-deutschen Geschichte zu.  


Diese erste Massenerhebung im Machtbereich der Sowjetunion wurde mit wahrscheinlich 100 Menschensopfern erkauft, weitere 1000 wurden zu teils hohen Freiheitsstrafen verurteilt.  
Wolfgang Rüppel entwarf das in den Boden des Vorplatzes eingelassene Glasbild einer Menschenkette. Als Vorlage diente ihm eine historische schwarz-weiß Fotografie der Demonstrationen im Juni 1953. Grob gerastert und doppelt auf übereinanderliegende Glasplatten gedruckt, ist das weiterbearbeitete Zeitungsbild bodenbündig in den Platz eingelassen. Mit einer abgeschrägten Steinbrüstung gerahmt und dank der grünlichen Glasfärbung assoziiert es ein Bassin, das sich sehr langgestreckt (24 x 3 m) zentral auf dem Vorplatz befindet.  


An diese Ereignisse erinnert das Denkmal von Wolfgang Rüppel. Es zitiert eine schwarz-weiss Pressefotografie der Demonstration an diesem Ort. Die zwei übereinander liegenden grünlichen Glasplatten sind grob gerastet. Zwei Schichten vom Siebdruck lassen sich nicht scheinbar im Auge des Betrachters nicht scharf stellen. Es entsteht ein wechselvolles Interchangieren. Die zentral auf dem Vorplatz befindliche Arbeit rahmt eine angeschrägte Steinbrüstung.
Eine historische Fotografie, die an diesem Ort ihren Ursprung hat, kommt heute an dieser Stelle künstlerisch bearbeitet zur Anwendung.  


Die Arbeit nimmt in Position und Maß Bezug auf das Wandbild Max Lingners von 1952 in der gegenüberliegenden Pfeilervorhalle. Das Propagandabild aus Meissner Porzellanfliesen trägt den Titel: „Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Bedeutung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn“. Es stellt „die DDR-Gesellschaft als fröhliches Kollektiv auf dem Weg in die eine glückliche Zukunft“ (Stefanie Endlich „KunstStadtRaum") dar.  
In Format und Plazierung ist das Bild auf die Pfeilervorhalle mit dem Wandbild Max Lingners von 1952 ausgerichtet. Das Propagandabild aus Meissner Porzellanfliesen trägt den Titel „Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn“. Es stellt „die DDR-Gesellschaft als fröhliches Kollektiv auf dem Weg in eine glückliche Zukunft“ (Stefanie Endlich, „KunstStadtRaum“, Broschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Kunst im Stadtraum 2002) dar und verstand sich als Gegenbild zu einem Soldatenfries des Bildhauers Arnold Waldschmidt, welches sich unter den Nationalsozialisten an gleicher Stelle in der Pfeilervorhalle befand.  


An gleicher Stelle in der Pfeilerhalle befand sich ein Soldatenfries des Stuttgarter Malers und Bildhauers Arnold Waldschmidt, den die neue Arbeit palimpsestartig konterkariert. Aus der Gegenüberstellung beider erwähnten Arbeiten entsteht ein markanter Kontrast zwischen der  sozialistischen Ideologie und der Realität, die die gegen die wachsende SED-Repression protestierenden Bürger anschaulich repräsentieren.(Judyta Koziol)
Wir haben es also mit einer dreifachen Abfolge von Bildern an diesem Ort zu tun, die unter Beibehaltung des Formats, ihre Ebene und das Material und natürlich die Bedeutung verändern und somit einen palimpsestartigen Prozess darstellen, dessen derzeitiger Endpunkt die Arbeit von Rüppel darstellt. (T.G.)


== Organisatorischer Rahmen, Eigentümer ==
== Organisatorischer Rahmen, Eigentümer ==


geladener 2-stufiger Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1997
Geladener, 2-stufiger Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1997 (der Auslober hatte entschieden, den von der Fachjury preisgekrönten Vorschlag von Katharina Karrenberg nicht zu realisieren und entschied den zweitplazierten Vorschlag Wolfgang Rüppels zu realisieren)


== Kooperationen ==
== Kooperationen ==

Aktuelle Version vom 3. Juni 2008, 19:36 Uhr

Fotodokumentation

Ort

Berlin-Mitte, Bundesministeriums der Finanzen, Leipziger Straße 7, 10117 Berlin

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Künstlerin, Künstler

Wolfgang Rüppel

Technische Angaben

Werktechnik, Material

Siebdruck auf übereinanderliegende Glasplatten, Steineinfassung, Platzgestaltung

Maße

ca. 24 x 3m

Kurzbeschreibung

Ein historisches Zeitungsbild der Demonstrationen von 1953 dient als Vorlage für den grob gerasterten Siebdruck auf bodenbündig eingelassene Glasplatten. Eine angeschrägte Steinbrüstung rahmt das Bild und nimmt formalen Bezug auf die Säulenvorhalle und ein dort befindliches Glasmosaik.

Zeitangabe

Wettbewerb 1997

Realisierung 2000

Inhaltliche Beschreibung

Der Vorplatz des damaligen Hauses der Ministerien der DDR, zuvor Reichsluftfahrtministerium, heute Sitz des Bundesministeriums der Finanzen, war einer der zentralen Orte der landesweiten Proteste und Demonstrationen im Juni 1953. Hier wurde der Aufstand am 17. Juni vom sowjetischen Militär mit Hilfe der Volkspolizei niedergeschlagen. Dabei kamen wahrscheinlich über 100 Menschen ums Leben und über 1000 wurden zu teils hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Er war die erste Massenerhebung im Machtbereich der Sowjetunion überhaupt und eines der Schlüsselereignisse, die den Gang der deutsch-deutschen Geschichte bis zu Einheit im Sommer 1999 maßgeblich mitbestimmt haben. An diesen Tag soll das Denkmal erinnern.

Wolfgang Rüppel entwarf das in den Boden des Vorplatzes eingelassene Glasbild einer Menschenkette. Als Vorlage diente ihm eine historische schwarz-weiß Fotografie der Demonstrationen im Juni 1953. Grob gerastert und doppelt auf übereinanderliegende Glasplatten gedruckt, ist das weiterbearbeitete Zeitungsbild bodenbündig in den Platz eingelassen. Mit einer abgeschrägten Steinbrüstung gerahmt und dank der grünlichen Glasfärbung assoziiert es ein Bassin, das sich sehr langgestreckt (24 x 3 m) zentral auf dem Vorplatz befindet.

Eine historische Fotografie, die an diesem Ort ihren Ursprung hat, kommt heute an dieser Stelle künstlerisch bearbeitet zur Anwendung.

In Format und Plazierung ist das Bild auf die Pfeilervorhalle mit dem Wandbild Max Lingners von 1952 ausgerichtet. Das Propagandabild aus Meissner Porzellanfliesen trägt den Titel „Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn“. Es stellt „die DDR-Gesellschaft als fröhliches Kollektiv auf dem Weg in eine glückliche Zukunft“ (Stefanie Endlich, „KunstStadtRaum“, Broschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Kunst im Stadtraum 2002) dar und verstand sich als Gegenbild zu einem Soldatenfries des Bildhauers Arnold Waldschmidt, welches sich unter den Nationalsozialisten an gleicher Stelle in der Pfeilervorhalle befand.

Wir haben es also mit einer dreifachen Abfolge von Bildern an diesem Ort zu tun, die unter Beibehaltung des Formats, ihre Ebene und das Material und natürlich die Bedeutung verändern und somit einen palimpsestartigen Prozess darstellen, dessen derzeitiger Endpunkt die Arbeit von Rüppel darstellt. (T.G.)

Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

Geladener, 2-stufiger Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1997 (der Auslober hatte entschieden, den von der Fachjury preisgekrönten Vorschlag von Katharina Karrenberg nicht zu realisieren und entschied den zweitplazierten Vorschlag Wolfgang Rüppels zu realisieren)

Kooperationen

Entwurf und Gestaltung des Platzes: Ute Piroeth, Köln

Diskussion

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