Zwischenablage: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Die Großsiedlungen Hellersdorf und Marzahn''' am östlichen Rand von Berlin weisen einen reichen Bestand an Kunstwerken im öffentlichen Raum auf, der bislang viel zu wenig bekannt ist. Nach fast dreißig Jahren gilt es nun erstmals Inventur zu machen. Unter dem Projekttitel „Zwischenablage“ wurde durch die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum des Bezirks 2005 und 2006 in einem ersten Arbeitsschritt der komplette künstlerische Bestand beider Großsiedlungen gesichtet. An die 500 Skulpturen, Mosaike und Malereien aus drei Jahrzehnten wurden recherchiert, fotografiert und auf die Frage hin untersucht, wie sich mit der Siedlung auch die Situation der Kunstwerke verändert hat.
'''Die Gerisch-Stiftung wurde 2001 vom Stifterehepaar Brigitte und Herbert Gehrisch gegründet.''' Ziel der Stiftung ist es, die historischen Denkmäler Villa Wachholtz (1903) und den Garten des Landschaftsarchitekten Harry Maasz (1924–1926) zu erhalten und mit moderner und zeitgenössischer Kunst in Kontakt zu bringen. Es ist zentrales Anliegen, die Sammlung der Kunst im Außenraum auszubauen und wechselnde Ausstellungen skulpturaler Werke im Parkraum zu präsentieren. Zugleich verfügt die Stiftung über etwa 400 qm Ausstellungsfläche, die sich auf Gehrisch-Galerie und Villa Wachholtz verteilen. Auch hier wird es regelmäßig wechselnde Ausstellungen geben, die Bestand und Programmatik der Skulpturensammlung ergänzen oder in Form von Gegenbildern kommentieren.  
Teil 1 der hieraus enstandenen Dokumentation: „Kunst im öffentlichen Raum Großsiedlung Hellersdorf“, Berlin 2005 ist im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin, der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und der Bibliothek des Bezirksmuseums Marzahn-Hellersdorf und dort einsehbar und ausleihbar. Eine komplette Dokumentation beider Großbezirke ist zur Zeit in Arbeit.




'''Was ist zu tun, wenn sich das Umfeld, der architektonische oder soziale Bezugspunkt von Kunst im öffentlichen Raum so gravierend verändert?'''
'''Skulpturenpark – Tradition und Neudenken:''' Warum stellen wir Skulpturen in den Naturraum und was geschieht mit diesem dabei? Es war sicher eines der folgenschwersten Neuerungen der Präsentation moderner Kunst, dass diese seit den 1950er Jahren frei von funktionellen oder repräsentativen Ansprüchen in die Landschaft gesetzt wurde. Hier sollte die Versöhnung des als gegensätzlich verstandenen Verhältnisses von Kunst und Natur erwirkt werden. Deren harmonische Einheit, in der sich der Mensch aufgehoben fühlen darf, ist das große Versprechen der Skulpturenparks jener Zeit. Doch im Moment ihrer Betrachtung wird Natur zur Landschaft, zum historisch veränderbaren Bild von Natur. So lassen uns Umweltzerstörung, technische Überformungen und künstliche Welten heute immer skeptischer auf die für ursprünglich gehaltene Natur blicken. Die Sicht auf deren Reste entpuppt sich als Sehnsucht nach Idylle. Entsprechend sind Naturbilder heutiger Künstler meist als Produkte kultureller Überformung erkennbar, als ästhetisch konstruierte Spiegelbilder gesellschaftlich bestimmter Vorstellungen von Natur. Herausragendes Beispiel hierfür bildet die neue Parkeingrenzung des Gerisch-Skulpturenparks von Olaf Nicolai, in der das Naturhafte auf das ornamentale Blumenmuster einer Wohnzimmergardine reduziert wurde. Natur ist hier zum klischeehaften Ornament erstarrt, zum spiegelnden Fenster. Idyllisch gelegen entlang des Flüsschens Schwale, ist dies die besondere Herausforderung des Gerisch-Skulpturenparks: Die Kunst auf ihr Verhältnis zur Natur zu befragen und darin enthaltene Vorstellungen von Idylle aufzuspüren – oftmals geprägt von deren tausendfach reproduzierten Abziehbildern; demzufolge die künstlerische Untersuchung jenes sprichwörtlichen antiken Arkadiens, in dem der römische Dichter Vergil bereits 40 v. Chr. das sorgenfreie Zusammenleben von Mensch und Natur verortet. Die Spanne der Naturbilder im Gerisch-Park reicht von den jugendstilig floralen Schnitzereien der 1904 von Hans Schnittger erbauten Villa Ströhmer/Wachholtz oder dem 20 Jahre später entstandenen, klare Landschaftsräume stiftenden Harry Maasz-Garten über die sorgsam in den Landschaftspark hinter der Gerisch-Villa integrierten, auch politisch zu verstehen - den Naturvisionen beispielsweise von Magdalena  Abakanowicz, Ian Hamilton Finlay, Anne und Patrick Poirier bis hin zu den jüngsten künstlerischen Projekten von Olaf Nicolai, Bogomir Ecker oder Stefan Sous. Die Gerisch-Stiftung sieht die Untersuchung der künstlerischen Bilder von Arkadien als zentrale Aufgabe für einen zukunftsweisenden Skulpturenpark.  
Werke im öffentlichen Raum sind den natürlichen Einflüssen der Witterung, Verschmutzung und auch des Vandalismus ausgeliefert. Hinzu kommt nun als weiterer Einflussfaktor in Marzahn und Hellersdorf der Rückbau von Gebäuden im Rahmen des Stadtumbaus. Mit den Gebäuden verschwinden nun gerade jene Werke aus der Anfangszeit der Großsiedlungen, die gestalterische Grundlage und über lange Zeit Orientierung und Identifikation boten.  
Im Rahmen der „Zwischenablage“ werden Kunstwerke, die akut gefährdet sind, gesichert und in teils aufwändigen Verfahren abgenommen und restauriert. Im Hof des Verwaltungsgebäudes Riesaer Straße wurde hierfür 2006 eigens ein Open-Air-Depot angelegt. In dieser öffentlich zugänglichen Lagerstätte werden seitdem solche Kunstwerke bewahrt und anschaulich gelagert, die durch Abriss ihren ursprünglichen räumlichen und architektonischen Kontext verloren haben.  
Die Installation in einem handelsüblichen, modularen Lagerungs- und Präsentationssystem versteht sich ebenso als selbständige künstlerische Stellungnahme zu der Frage nach dem Verbleib von Kunst aus dem öffentlichen Raum.
Andere Möglichkeiten des Umgangs mit gefährdeten Kunstwerken sollen hier jedoch nicht ausgeschlossen werden. Sowohl die baulichen Zustände als auch die künstlerischen Qualitäten sind zu verschieden, um diese Frage pauschal zu beantworten. Für jene Kunstwerke, die in der „Zwischenablage“ bewahrt werden konnten gilt, dass weder eine Wiederaufstellung an anderer Stelle, noch eine Verschrottung plausibel erschien.  


Martin Henatsch, Künstlerischer Leiter der
Herbert-Gerisch-Stiftung




'''Ermöglicht wurde das Projekt aus Mitteln des Programms Stadtumbau-Ost und dem EU-Projekt LHASA.''' Ansonsten existieren bislang keinerlei Mittel, um den umfangreichen Bestand an Kunst im Bezirk zu unterhalten und zu pflegen. Mit jedem weiteren Werk, das auf diese Weise vor dem Verlust gerettet werden kann, wächst die „Zwischenablage“ zu einer Art für jedermann einsehbarer Schatzkammer der letzten 30 Jahre Kunst in der Großsiedlung heran.
'''Öffnungszeiten:'''
Zwischenablage ist ein Projekt des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf, Fachbereich Stadtplanung und Fachbereich Kultur / Kommission für Kunst im öffentlichen Raum. Initiiert und Realisiert durch: T. Goldberg, B. Heinrich, E. Olsen, K. Scheel, M. Schönfeld, A. Sommerer
 
April bis September
 
Mittwoch bis Freitag von 11.00 bis 18.00 Uhr


Samstag und Sonntag von 11.00 bis 19.00 Uhr


'''Die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum''' wurde Mitte der Neunziger Jahre in Hellersdorf ins Leben gerufen. Seit der Gebietsreform 2001 ist die Kommission zuständig für beide Stadtteile des Bezirks. Sie besteht aus Vertretern der Stadtverwaltung, des Büros für Kunst im Öffentlichen Raum, des Kulturwerks des Berufsverbands Bildender Künstler Berlins und aus Bildenden Künstlern und Architekten. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Als Fachgremium berät die Kommission die Bezirksverwaltung in allen anstehenden Fragen zur Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau.
Oktober bis März


Der Kommission gehören an: Thorsten Goldberg, bildender Künstler; Beate Heinrich, Stadtplanungsamt Berlin Marzahn-Hellersdorf; Ellena Olsen, bildende Künstlerin; Rolf Nickel, bildender Künstler; Karin Scheel, Bezirksamt Berlin Marzahn-Hellersdorf, FB Kultur; Martin Schönfeld, Kunstwissenschaftler, Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler, Büro für Kunst im öffentlichen Raum; Andreas Sommerer, Architekt
Donnerstag bis Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr


Führungen auf Anfrage: Telefon 0 43 21/55 512–0 oder 29 232–0


'''Öffnungszeiten:'''


das Schau-Depot Zwischenablage ist öffentlich zugänglich und zu besichtigen
www.gerisch-stiftung.de
 
Herbert-Gerisch-Stiftung
 
Brachenfelder Straße 69–71
 
24536 Neumünster


Montags bis Freitags von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Telefon 0 43 21/55 512–0


im Hof des Verwaltungsgabäudes Riesaer Straße 94
Fax 0 43 21/55 52 11


in 12627 Berlin Hellersdorf
kontakt@gerisch-stiftung.de


'''Verkehrsverbindung:'''


U5 bis Hellersdorf von dort Tram M6, M18 bis Jenaer Straße


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Version vom 18. Dezember 2007, 13:54 Uhr


Die Gerisch-Stiftung wurde 2001 vom Stifterehepaar Brigitte und Herbert Gehrisch gegründet. Ziel der Stiftung ist es, die historischen Denkmäler Villa Wachholtz (1903) und den Garten des Landschaftsarchitekten Harry Maasz (1924–1926) zu erhalten und mit moderner und zeitgenössischer Kunst in Kontakt zu bringen. Es ist zentrales Anliegen, die Sammlung der Kunst im Außenraum auszubauen und wechselnde Ausstellungen skulpturaler Werke im Parkraum zu präsentieren. Zugleich verfügt die Stiftung über etwa 400 qm Ausstellungsfläche, die sich auf Gehrisch-Galerie und Villa Wachholtz verteilen. Auch hier wird es regelmäßig wechselnde Ausstellungen geben, die Bestand und Programmatik der Skulpturensammlung ergänzen oder in Form von Gegenbildern kommentieren.


Skulpturenpark – Tradition und Neudenken: Warum stellen wir Skulpturen in den Naturraum und was geschieht mit diesem dabei? Es war sicher eines der folgenschwersten Neuerungen der Präsentation moderner Kunst, dass diese seit den 1950er Jahren frei von funktionellen oder repräsentativen Ansprüchen in die Landschaft gesetzt wurde. Hier sollte die Versöhnung des als gegensätzlich verstandenen Verhältnisses von Kunst und Natur erwirkt werden. Deren harmonische Einheit, in der sich der Mensch aufgehoben fühlen darf, ist das große Versprechen der Skulpturenparks jener Zeit. Doch im Moment ihrer Betrachtung wird Natur zur Landschaft, zum historisch veränderbaren Bild von Natur. So lassen uns Umweltzerstörung, technische Überformungen und künstliche Welten heute immer skeptischer auf die für ursprünglich gehaltene Natur blicken. Die Sicht auf deren Reste entpuppt sich als Sehnsucht nach Idylle. Entsprechend sind Naturbilder heutiger Künstler meist als Produkte kultureller Überformung erkennbar, als ästhetisch konstruierte Spiegelbilder gesellschaftlich bestimmter Vorstellungen von Natur. Herausragendes Beispiel hierfür bildet die neue Parkeingrenzung des Gerisch-Skulpturenparks von Olaf Nicolai, in der das Naturhafte auf das ornamentale Blumenmuster einer Wohnzimmergardine reduziert wurde. Natur ist hier zum klischeehaften Ornament erstarrt, zum spiegelnden Fenster. Idyllisch gelegen entlang des Flüsschens Schwale, ist dies die besondere Herausforderung des Gerisch-Skulpturenparks: Die Kunst auf ihr Verhältnis zur Natur zu befragen und darin enthaltene Vorstellungen von Idylle aufzuspüren – oftmals geprägt von deren tausendfach reproduzierten Abziehbildern; demzufolge die künstlerische Untersuchung jenes sprichwörtlichen antiken Arkadiens, in dem der römische Dichter Vergil bereits 40 v. Chr. das sorgenfreie Zusammenleben von Mensch und Natur verortet. Die Spanne der Naturbilder im Gerisch-Park reicht von den jugendstilig floralen Schnitzereien der 1904 von Hans Schnittger erbauten Villa Ströhmer/Wachholtz oder dem 20 Jahre später entstandenen, klare Landschaftsräume stiftenden Harry Maasz-Garten über die sorgsam in den Landschaftspark hinter der Gerisch-Villa integrierten, auch politisch zu verstehen - den Naturvisionen beispielsweise von Magdalena Abakanowicz, Ian Hamilton Finlay, Anne und Patrick Poirier bis hin zu den jüngsten künstlerischen Projekten von Olaf Nicolai, Bogomir Ecker oder Stefan Sous. Die Gerisch-Stiftung sieht die Untersuchung der künstlerischen Bilder von Arkadien als zentrale Aufgabe für einen zukunftsweisenden Skulpturenpark.

Martin Henatsch, Künstlerischer Leiter der Herbert-Gerisch-Stiftung


Öffnungszeiten:

April bis September

Mittwoch bis Freitag von 11.00 bis 18.00 Uhr

Samstag und Sonntag von 11.00 bis 19.00 Uhr

Oktober bis März

Donnerstag bis Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr

Führungen auf Anfrage: Telefon 0 43 21/55 512–0 oder 29 232–0


www.gerisch-stiftung.de

Herbert-Gerisch-Stiftung

Brachenfelder Straße 69–71

24536 Neumünster

Telefon 0 43 21/55 512–0

Fax 0 43 21/55 52 11

kontakt@gerisch-stiftung.de


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